Einführungsrede Demo Düsseldorf

Muttertagsrede von Nele Flüchter, 10.05.2020, Düsseldorf

 Willkommen liebe Kinder und willkommen liebe Eltern,

wir haben uns heute am Muttertag hier versammelt, um endlich unsere Rechte einzufordern und der Politik klar zu machen, dass Sie uns nicht weiter ignorieren kann. Vor allem wir Frauen, müssen diese unerträgliche Situation öffentlich machen. Ansonsten werden wir die Verlierer dieser Krise sein. Leider spielen wir nicht in der Fußballbundesliga, deshalb müssen wir auf politische Beachtung leider weiter warten.

In Deutschland leben 11,4 Millionen Haushalte mit Kindern. Diese Haushalte werden seit dem 19. März bewusst aus der Gesellschaft ausgegrenzt. Seid Ihr in letzter Zeit schon mal mit Euren Kindern in einem Geschäft gewesen? Ich schon. Teilweise durfte ich meine Kinder nicht mitnehmen und wurde mit den Worten weggeschickt: „Das ist hier kein Familienausflug“! Oder ich habe es mit Kindern in den Laden geschafft, werde dann aber von allen Seiten kritisch beäugt und teilweise angerempelt. Eine ältere Dame schrie mein Kind an „weg da“. Nun die Frage: Wo soll ich denn meine Kinder lassen, wenn es keine Betreuung gibt? Darf ich nun nicht mehr einkaufen?

Kinder werden zu Virenschleudern gebrandmarkt und Angst vor ihnen geschürt. Leider sind Kinder keine Wähler, sonst sähe unsere Situation wohl ganz anders aus.

Kinder sind das Wertvollste, was unsere Gesellschaft hat, sie sind unsere Zukunft und sind die Steuerzahler von Morgen. Das sollten Sie Bedenken. Wir als Eltern werden uns das Handeln der einzelnen Parteien in dieser Krise und ihren Umgang mit Familien sehr gut merken. Seien Sie gewarnt!

Ich möchte eine Frage an die Bildungsminister und auch an Frau Merkel stellen. Sie haben gesagt, dass es regulären Unterricht erst wieder geben kann, wenn es eine Impfung gibt. Dies kann lange dauern oder nie passieren. Sollen unsere Kinder dann nie wieder normal unterrichtet werden???

Wie soll das sogenannte Home-Schooling bei neu eingeschulten Erstklässlern funktionieren, die vorher noch keine Schulerfahrungen sammeln konnten??? Gerhard Schröder sagte im Jahre 1998, dass Familienpolitik „Gedöns“ sei. Diese Einschätzung scheint nun wieder aktuell zu sein.

Übrigens wurden 20% der Schüler, seit Beginn des Lockdowns, nicht mehr durch ihre Lehrer erreicht. Sie haben in dieser Zeit keinerlei Bildung erfahren.

Ein paar Worte noch zu uns Frauen. In Europa gibt es seit Beginn der Corona-Krise eine Zunahme von häuslicher Gewalt gegen Frauen um 60%!!! Dieser „Kollateralschaden“ wird billigend in Kauf genommen. Anscheinend gibt es Bevölkerungsgruppen, die weniger wert sind als andere.

Wenn Freibäder und Gastronomie wieder öffnen dürfen und Kontaktsport ab Ende Mai für alle wieder zugelassen wird, warum müssen wir uns dann mit Betreuung für 1 bis 2 Mal die Woche zufriedengeben? Mein Kind darf also im Verein Fußball spielen, aber in Kita und Schule heißt es Abstand halten??? Diese Logik erschließt sich mir nicht.

In der Politik heißt es immer so schön: „vor den Sommerferien soll jedes Kind noch mindst. ein mal betreut werden“. Ist das Ihr Ernst? Diese Aussage ist für uns Eltern der blanke Hohn. Wir brauchen eine wenigstens halbwegs verlässliche Betreuung. Was bringt uns und den Kindern 1 Tag? Nichts!

Meine Kinder wurden übrigens bisher auch in den Sommerferien betreut. Ich habe keine 6 Wochen Urlaub, die ich mir dafür nehmen kann. Was passiert dann? Haben wir dann wieder einen Betreuungsausfall für mehrere Wochen? Dazu habe ich bisher noch nichts gehört. Welcher Arbeitgeber wird uns noch anstellen oder unseren Vertrag verlängern, wenn wir ständig wegen fehlender Kinderbetreuung ausfallen. Familien werden so in prekäre Lebensverhältnisse getrieben.

Wir fordern von der Politik, dass sie sich nicht nur Gedanken über Hygienekonzepte in Kitas und Schulen macht, sondern auch um die Wieder-Eingewöhnung von Kindern, die seit zwei Monaten oder länger nicht mehr in der Kita oder Schule waren.

Wir fordern einen finanziellen Rettungsschirm für Familien.

Wir fordern kreative und engagierte Lösungen für die Betreuung unserer Kinder und deren Bildung.

Home-Office und Kinderbetreuung ist keine Lösung, sondern ein Problem.

Wir fordern eine regelmäßige Corona-Testung in Kita und Schule. So können alle Beteiligten in den Einrichtungen sich sicherer fühlen.

Wir als Eltern müssen unsere Rechte und die Rechte unsere Kinder nun laut einfordern. Die Politik scheint uns bisher nicht gehört zu haben.

Rede als PDF.